Wirtschaft
Ghana ist demokratisch weitgehend gefestigt und wirkt als wichtiger Stabilitätsanker in Westafrika. Das Land betreibt seit Jahrzehnten erfolgreich eine Politik guter Nachbarschaft und regionaler Integration. Ghanas Wirtschaftswachstum war in den letzten Jahren ziemlich beeindruckend. Dies hat jedoch nicht dazu geführt, dass ausreichend Arbeitsplätze für die stark wachsende junge Erwerbsbevölkerung geschaffen wurden.
Der Grund dafür liegt darin, dass die Wirtschaft in Ghana stark vom Export einiger weniger Produkte wie Gold, Erdöl und Kakao abhängt. Die schwankenden Weltmarktpreise für diese Güter beeinflussen die wirtschaftliche Situation des Landes erheblich.
In hochgradig technisierten Rohstoffsektoren werden allerdings kaum Arbeitsplätze geschaffen. Die Wirtschaftsleistung in arbeitsintensiven Sektoren wie der Landwirtschaft und dem verarbeitenden Gewerbe stagniert seit Jahrzehnten auf niedrigem Niveau.
Neben der Öl- und Gasförderung und dem Export von Kakao und Gold zählen auch die Bau- und die Konsumgüterindustrie zu den wachstumsträchtigen Sektoren. Große Potenziale – die zurzeit noch nicht ausreichend genutzt werden – bietet auch die Landwirtschaft.
Ghana ist nach Côte d‘Ivoire weltweit zweitgrößter Kakaoproduzent. Seit 2010 werden auch andere landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Ananas und Mango in nennenswertem Umfang exportiert – ein wichtiger Schritt, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von einzelnen Exportgütern zu verringern.
Zu den wirtschaftlichen Herausforderungen zählen eine hohe Inflationsrate, eine hohe Staatsverschuldung und stark schwankende ausländische Direktinvestitionen. Mithilfe eines Programms des IWF sollen Reformen in der Haushaltsführung des Staates umgesetzt, Subventionen abgebaut und mehr Transparenz geschaffen werden.
Rund 80 Prozent der ghanaischen Bevölkerung sind im informellen Sektor beschäftigt und verfügen damit meist weder über eine formelle Berufsausbildung noch über eine soziale Absicherung.
Quelle: BMZ, Ghana
http://www.bmz.de/de/laender_regionen/subsahara/ghana/index.jsp
Für sie alle gilt: Mangelnder Sozialschutz, geringe Arbeitsrechte und fehlende menschenwürdige Arbeitsbedingungen.
Es gibt viele Menschen in Accra, die entweder keine Schule besucht haben oder die Schule abgebrochen haben und keine berufliche Perspektive für sich sehen. Diese Menschen verdienen ihr Geld in Accra auf der Straße. Ein Teil der Menschen arbeitet als sogenannte Straßentransporter, d.h. sie helfen anderen Menschen, die eingekauften Sachen zum Auto zu bringen.
Andere verkaufen ihre Waren am Straßenrand und riskieren so ihr Leben durch vorbeifahrende Autos (fliegende Händler).
Der Begriff ‚informeller Sektor‘ wurde erstmals 1971 von dem Anthropologen Keith Hart in einem Vortrag über städtische Kleinunternehmer in Ghana gebraucht. Hiermit beschrieb er den v.a. für Entwicklungsländer typischen Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft, in dem fliegende Händler, Heimarbeiterinnen, Saisonarbeiter, Tagelöhner, kleine Handwerksbetriebe in Familienbesitz, Straßenverkäufer, Schuhputzer, Arbeiter ohne Vertrag und Anbieter von einfachen Dienstleistungen ihren Lebensunterhalt außerhalb geregelter Strukturen und am Rande der Legalität verdienen und in dem Einkommensarmut, Unterbeschäftigung und die Verletzbarkeit gegenüber Risiken in besonders hohem Maße verbreitet sind.
Schon vor Keith wurde das von ihm beschriebene Phänomen beobachtet und u.a. als ‚unorganisierter‘, ‚traditioneller‘, ‚marginaler‘, ‚Residual-’ oder ‚Haushaltssektor‘ bezeichnet.
Quelle: Soziale Sicherung und informeller Sektor, Dissertation,S. 93-94, Markus Loewe, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, November 2004
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/5661/1/Loewe_Soziale_Sicherung_und_informeller_Sektor_arabische_Welt.pdf
Deutschland gehört zu den wichtigsten Entwicklungspartnern Ghanas. Ziel der deutsch-ghanaischen Entwicklungszusammenarbeit ist es, ein tragfähiges, armutsorientiertes und breitenwirksames Wirtschaftswachstum zu fördern und so Ghanas Status als Land mittleren Einkommens zu festigen. Bei Regierungsverhandlungen im Oktober 2018 hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Ghana für die Jahre 2018 und 2019 Mittel in Höhe von insgesamt 86,5 Millionen Euro für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit neu zugesagt.
Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind: Governance (Dezentralisierung und Verbesserung der öffentlichen Finanzen), Landwirtschaft, Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung (inklusive Berufsbildung). Im Rahmen einer Reformpartnerschaft unterstützt Deutschland Ghana bei der Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Außerdem wurde eine Zusammenarbeit im Bereich der Abfallwirtschaft vereinbart. Dabei geht es um den Umgang mit Elektroschrott.
Quelle: BMZ, Ghana
http://www.bmz.de/de/laender_regionen/subsahara/ghana/index.jsp